Am 29.11. gemeinsam nach Gießen

Make Feminism a Threat!

Am 29. und 30. November will sich die im März aufgelöste Jugendorganisation der AfD in Gießen neugründen. Dabei soll die neue Junge Alternative (JA) samt ihres aktivistischen Potenzials näher an die Partei gebunden werden. Ziel ist nicht, wie von der AfD behauptet, eine vermeintliche Deradikalisierung der Parteijugend. Vielmehr geht es darum, ein Verbot der JA zu umgehen und die Partei auf Jahre zu stärken. Gegen den Gründungskongress der AfD-Jugend formiert sich breiter Widerstand, initiiert vom bundesweiten Bündnis „Widersetzen“. Der Mobilisierung nach Gießen schließen wir uns mit der Kampagne „Make Feminism a Threat“ an, denn der Kampf gegen die Neue Rechte in den Parlamenten und auf der Straße ist ein antifaschistischer und ein feministischer.

Die kapitalistische Gesellschaft befindet sich in einer umfassenden Krise. Dabei verliert sie zunehmend an Integrationskraft; verlässliche Antworten auf die Frage, wie für jeden Einzelnen der Weg in die Zukunft aussehen soll, gibt es aktuell nicht. Hinzu kommt eine seit Jahren heraufbeschworene „Krise der Männlichkeit“. Patriarchale Selbstverständlichkeiten der Vergangenheit stehen in Frage und feministische Errungenschaften werden aus rechter Sicht als Bedrohung wahrgenommen. Die lautesten und vermeintlich attraktivsten Identitätsangebote für Männer kommen vor diesem Hintergrund von konservativen bis offen faschistischen Akteuren. Sie propagieren die „Rückbesinnung“ auf Nation und Ethnie und die Reorientierung zu einer „traditionellen“, „echten“ und oftmals dominant-aggressiven Männlichkeit. Steigende Zahlen von Femiziden oder das Phänomen der sogenannten Incels sind hier nur die Spitze eines sehr viel größeren Eisbergs, der von der Mehrheitsgesellschaft mit einem kollektiven Achselzucken hingenommen wird.
Antifeminismus hat spektrenübergreifend eine zentrale Funktion: Er ist einerseits inneres Bindeglied der (extremen) Rechten und andererseits die Brücke zu konservativen, christlich-fundamentalistischen, populistischen und verschwörungsideologischen Mileus. Das Wiederaufleben patriarchaler Männlichkeitsvorstellungen, die Essentialisierung von Geschlecht und andere antifeministische Positionen werden weit über den rechten Rand hinaus in den Mainstream gehoben. So ist die selbsternannte bürgerliche Mitte längst Teil des antifeministischen Rollbacks, seiner Verschwörungserzählungen, seiner Straflust gegenüber Queers und seines Wunsches nach Herrschaft über FLINTA und deren Körper. Die Grundlage des Antifeminismus bildet dabei eine binäre Geschlechter- und Gesellschaftsordnung, die wahlweise als vermeintlich natürlich oder gottgewollt dargestellt wird und der Transfeindlichkeit inhärent ist. Die antifeministische Front kritisiert die angebliche Zersetzung des Westens durch „Gendergaga“ und imaginiert die Hegemonie „woker“ Positionen eines machtvollen und niederträchtigen Establishments.

In diese Front fügt sich die AfD optimal ein. Sie propagiert nicht nur als „traditionell“ verharmloste Geschlechterrollen, sondern hetzt auch gegen Genderstudies, die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und gegen sexuelle, körperliche und geschlechtliche Selbstbestimmung – zum „Wohle der Nation“. Der männerbündischen AfD und ihrer Parteijugend sagen wir den Kampf an. Gemeinsam stehen wir, in den Worten des „Widersetzen“-Bündnisses, für „Freiheit und Vielfalt, soziale Sicherheit und gleiche Rechte für alle“ ein. Und mehr noch! Wir wollen die gegenwärtige kapitalistisch eingerichtete Gesellschaft überwinden: ihre Konkurrenz, ihre Zwänge, ihre Ungerechtigkeiten und Unterdrückungsformen und nicht zuletzt ihre Verschränkungen mit dem Patriarchat.

In diesem Streben lässt sich für uns Antifaschismus nicht ohne Feminismus, Feminismus nicht ohne Antifaschismus denken; beides gehört vor dem Hintergrund der erstarkenden Rechten und ihres patriarchalen Kerns untrennbar zusammen. Durch unsere feministischen Kämpfe erzeugen wir in der glatten Oberfläche der verhärteten Gesellschaft Risse, die diese eines Tages zum Einsturz bringen können. Unser Ziel ist nicht, die Fortschritte vergangener Tage gegen die Angriffe von rechts zu verteidigen, sondern eine gänzlich andere Gesellschaft möglich zu machen – eine der kollektiven Solidarität, der Selbstbestimmung, der Freiheit und des Friedens.

In Gießen werden wir erneut zeigen, dass Feminismus eine starke Waffe ist – eine ernsthafte Bedrohung für all jene, die sich dem guten Leben in den Weg stellen. Mit unserem Protest kommen wir der feministischen Utopie Stück für Stück näher. Die Alternativen zu Patriarchat, Staat und Nation sind Feminismus, Solidarität und Antifa! Wir stellen uns dem voranschreitenden Antifeminismus entgegen, egal ob er von bürgerlichen Parteien, religiösen Fundis oder von den Faschisten der AfD und ihrer Parteijugend ausgeht. Deshalb: Schließt euch uns und „Widersetzen“ an, kommt alle am 29. November mit nach Gießen und lasst uns die Gründung der AfD-Parteijugend zum Desaster machen!

Gegen den Faschismus. Für den Feminismus.
Make Feminism a Threat – by all means necessary!

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